Du hast den ersten Schritt getan, indem du dein „Warum“ definiert hast. Du hast den zweiten Schritt gemeistert, indem du die Ausrede „Ich habe kein Geld“ entkräftet und mit dem Mikro-Sparen begonnen hast. Jetzt wird es ernst. Jetzt wird es konkret. Willkommen bei der Bestandsaufnahme.

Stell dir vor, du möchtest eine Reise antreten. Dein „Warum“ ist dein Traumziel – sagen wir, eine Insel in der Südsee. Dein Sparplan ist der Treibstoff, den du sammelst. Aber was fehlt? Eine Landkarte und dein aktueller Standort. Ohne diese beiden Informationen wirst du im Kreis laufen. Genau das ist der Zweck dieses dritten Schrittes: Wir erstellen deine finanzielle Landkarte und pinnten dich genau dort auf, wo du jetzt stehst. Ohne Urteil. Einfach nur mit der Klarheit eines Navigationssystems: „Sie sind hier.“

Von der Wahrnehmung zur Realität

Unsere Wahrnehmung unserer Finanzen ist oft verschwommen. Wir haben ein Gefühl, aber keine Gewissheit. Dieses Gefühl ist oft von Angst geprägt. Heute ersetzen wir das Gefühl durch Fakten. Warum? Weil Fakten handhabbar sind. Angst lähmt. Ein Budget, eine Liste, eine Zahl – das ist etwas, mit dem wir arbeiten können.

Die drei crucialen Dokumente deines finanziellen Ichs

Wir werden drei einfache, aber mächtige Werkzeuge erstellen. Du brauchst dafür nur ein Blatt Papier oder eine Tabellenkalkulation.

  1. Die Vermögensaufstellung (Die Momentaufnahme):
    • Was es ist: Eine Momentaufnahme deines gesamten finanziellen Lebens an einem bestimmten Stichtag.
    • So erstellst du es: Ziehe eine Linie in der Mitte deines Blattes. Links listest du alle deine Aktiva (Was du besitzt) auf. Rechts alle deine Passiva (Was du schuldest).
    • Aktiva (Besitz): Kontostand deines Girokontos, Sparkontos, Wert deines Aktiendepots (falls vorhanden), Wert deines Autos (verkaufswert), etc.
    • Passiva (Schulden): Restschuld deines Studiendarlehens, Kreditkartenschulden, Dispokreditschuld, Ratenzahlungen für Möbel etc.
    • Die magische Zahl: Nun addierst du alle Aktiva und ziehst alle Passiva ab. Das Ergebnis ist dein Reinvermögen. Diese Zahl kann positiv, negativ oder null sein. Es ist völlig egal. Sie ist dein Ausgangspunkt. Dein „Sie sind hier“-Punkt auf der Landkarte.
  2. Die Einnahmen-Überschuss-Rechnung (Der Film):
    • Was es ist: Wenn die Vermögensaufstellung ein Foto ist, dann ist dies der Film deiner Finanzen über einen Monat. Sie zeigt, wie sich dein Geld bewegt.
    • So erstellst du es: Nimm deine Notizen aus der 7-Tage-Beobachtung aus Schritt 2 und erweitere sie auf einen vollen Monat. Schau dir deine Kontoauszüge der letzten Monate an.
    • Einnahmen: Dein Nettogehalt, Nebenverdienste, staatliche Leistungen etc.
    • Ausgaben: Unterteile sie in Kategorien: Wohnen (Miete, Nebenkosten), Leben (Lebensmittel, Drogerie), Mobilität (Auto, ÖPNV), Freizeit (Restaurant, Hobbys), Versicherungen, Sonstiges.
    • Die zweite magische Zahl: Einnahmen - Ausgaben = Monatlicher Überschuss (oder Defizit). Diese Zahl sagt dir, ob dein finanzielles Boot Wasser schöpft (Defizit), auf gleicher Höhe bleibt (Überschuss ~0) oder ob du langsam aber sicher Vorräte für die Reise lädst (Überschuss >0).
  3. Die Ziel-Liste (Der Kompass):
    • Was es ist: Eine Prioritätenliste für dein gespartes Geld.
    • So erstellst du es: Nimm deine „Warum“-Liste aus Schritt 1 und mache sie konkret und termingerecht.
    • Beispiele:
      • Notgroschen (1.000 €): Kurzfristiges Ziel (3-6 Monate). Dient zur Absicherung unerwarteter Ausgaben.
      • Urlaub (1.200 €): Mittelfristiges Ziel (12 Monate).
      • Anzahlung für Eigentum (20.000 €): Langfristiges Ziel (5-10 Jahre).

Die Macht der Klarheit

Die erste Reaktion auf diese Zahlen ist oft Unbehagen. Das ist normal. Aber danach kommt etwas Erstaunliches: Erleichterung. Die Ungewissheit ist vorbei. Du weißt jetzt, womit du es zu tun hast. Du hast deinem finanziellen Leben ins Gesicht gesehen. Und es hat dich nicht vernichtet. Im Gegenteil, du hast ihm seinen Schrecken genommen.

Deine Mission: Erstelle deine drei Dokumente

Nimm dir dieses Wochenende Zeit. Hol dir alle Kontoauszüge, Kreditkartenabrechnungen und Schuldenbescheide hervor. Sei ein Detektiv in deiner eigenen Finanzgeschichte. Es geht nicht um Perfektion, sondern um ein klares, ehrliches Bild.

Dieser Check-up ist das Fundament, auf dem alles Weitere aufbaut. Im nächsten Schritt, wenn wir daran gehen, deine Einnahmen zu erhöhen, wirst du genau wissen, welchen Hebel du ansetzen musst. Du wirst vom Passagieren zum Kapitän deines Finanzschiffes.